Groß Laasch - Turbulenzen um ungebaute Türme

15.05.2016

Diskussion um Windparks der Region im Laascher Kulturhaus

Wenn es ganz dicke kommt, sehen sich die Groß-Laascher in ein paar Jahren einer „verspargelten“ Umgebung gegenüber. Diesen Eindruck konnten die Teilnehmer einer Bürgerversammlung im Kulturhaus des Dorfes gewinnen.

In der gegenwärtig laufenden ersten Stufe des Beteiligungsverfahrens, das der Regionale Planungsverband Westmecklenburg auf den Weg gebracht hat, ist ein Gebiet zwischen Groß Laasch und Neustadt-Glewe als potenzielles Windeignungsgebiet ausgewiesen. Ein Stück weiter westlich in Richtung Ludwigslust und Wöbbelin liegt das Groß-Laascher Gebiet, das für die Gemeinde interessant ist, weil sie dort Flächen hat. Dieses Gebiet ist momentan als Potenzialsuchraum ausgewiesen, das heißt, es gilt – noch – als Eignungsraum zweiter Klasse. Zusätzlich gibt es in Wöbbelin Pläne für einen Windpark.

Ob es soweit kommt, ist indessen völlig offen. Die Fortschreibung des Kapitels Energie des Regionalen Raumentwicklungsprogramms ist ein fließender Prozess. Und so regte der Vertreter des Investors Frederik Pertschy als Moderator des Abends die Bürger an, ihre begründeten Einwendungen gegen die gegenwärtige Gebietskulisse deutlich zu machen. Bis zum 30. Mai ist noch Gelegenheit dazu, dann endet die Bürgerbeteiligung der ersten Stufe. Pertschy rechnet mit dem Vorliegen eines rechtskräftigen Raumentwicklungsplanes nicht vor 2018. Erst dann wäre auch klar, wo die Windräder wirklich ihre Flügel rotieren lassen.


Verlockend: 37 000 Euro Pacht für Gemeinde


 

Seit Jahren begleitet die Investitionsfirma die Laascher bereits bei der Vorbereitung ihres potenziellen Windparks. „EnergieKontor“ wurde 1990 gegründet und stammt aus Bremen.

Deren zahlreich erschienenen Vertreter versuchten den Laaschern die Windkraft schmackhaft zu machen. Verständlicherweise vor allem im momentan noch zweitrangigen Laascher Gebiet, wo „EnergieKontor“ arbeitet. Nach Aussagen des Investors sind dort 40 von 60 Grundeigentümern aus dem Dorf und die Gemeinde könne nicht unbedeutende Einnahmen erzielen. Von 37 000 Euro Pacht jährlich für den Gemeindehaushalt war die Rede. Verschiedene Möglichkeiten der Teilhabe am Ertrag kamen auf den Tisch. Ein Bürger argwöhnte bereits, er sei auf einer Verkaufsveranstaltung für den Windpark.

In diesem Zusammenhang gerät auch das gerade vom Landtag beschlossene Bürgerbeteiligungsgesetz in den Blick. Wolfgang Utecht, der Leitende Verwaltungsbeamte des Amtes Ludwigslust-Land, machte Beispielrechnungen auf, zieht aber am Ende das Fazit, die Ausgestaltung des Gesetzes sei „unglücklich“, weil risikobehaftet und auch wenig ertragreich für die Bürger.

Noch ist alles unwägbar. Zwar betont „EnergieKontor“ eine Aussage des Planungsverbandes, wonach die jeweils 200 Hektar großen Gebiete Neustadt-Glewe und Groß Laasch gleichwertig seien, dennoch gibt es offene Fragen. Was ist zum Beispiel mit der Sichtachse zu den Kulturdenkmälern im benachbarten Ludwigslust oder mit der Nähe zur Gedenkstätte des ehemaligen KZ Wöbbelin?

Ramona Ramsenthaler, die Leiterin der Mahn- und Gedenkstätten Wöbbelin, verweist darauf, dass es sich bei diesem Erinnerungsort um eine Gedenkstätte von europäischer Bedeutung handelt, weil hier Häftlinge aus 25 Nationen eingesperrt waren. „Drei Windparks würden zudem die Lebensqualität erheblich einschränken. Die gemeinsame Suche nach einer Lösung wäre daher gut“, sagt sie und erhielt dafür Beifall in Groß Laasch.

Die Windkraft sorgt für Emotionen, dennoch blieb die Diskussion sachlich, sowohl bei Befürwortern als auch Gegnern dieser Energiegewinnungsform. Zwei Argumente, die schwer wiegen, kamen auch in Groß Laasch auf den Tisch: die ungeklärten Auswirkungen des niederfrequenten Schalls auf die Gesundheit von Mensch und Tier sowie der Wertverlust von Grundstücken, der durch den Bau von Windrädern in der Nachbarschaft entstehe.

Die Groß-Laascher Gemeindevertretung ist in diesem Prozess noch unentschieden, gab Bürgermeister Markus Lau zu. Und Gemeindevertreter Björn Kasch verwies auf die Unklarheiten. Bleibt es nach der Landtagswahl beim Ziel der Schweriner Regierung, zwei Prozent der Landesfläche für Windenergie freizuhalten? Auch Kasch ermuntert zum verantwortungsbewussten Mitmachen in der ersten Stufe des Beteiligungsverfahrens.

 

SVZ von Uwe Köhnke
erstellt am 13.Mai.2016