Groß Laasch - Kein Raum für Angst an diesem Abend

30.10.2018

Gedanken von Pastorin Sabine Schümann zum Reformationstag

 Morgen ist es wieder so weit. Verkleidete Kinder klingeln an den Türen und wollen Süßigkeiten. Sonst, so drohen sie, gibt es Saures. Und das können ganz verschiedene Dinge sein: ein Spritzer Wasser ins Gesicht oder Zahncreme am Türdrücker. Der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt.

Seit ein paar Jahren wird Halloween immer moderner. Es ist für die Kinder eine willkommene Abwechslung in den dunklen Tagen des Herbstes und eine Pause zwischen dem Ende des Sommers und dem Beginn der Advents- und Weihnachtszeit. Nervig ist es trotzdem und ich frage mich, ob man auch positiv auf Halloween blicken kann? In der Schule kündige ich immer an, dass ich Süßigkeiten an meiner Tür verteilen werde. Nur eine Frage müssen sich die Kinder gefallen lassen: Warum ist heute ein Feiertag? Irgendeiner weiß am Ende immer, dass es mit Martin Luther zu tun hatte.

Der hätte sich vermutlich auch ein wenig über diesen Brauch aufgeregt. Die Süßigkeiten wären ihm sicher noch ganz lieb gewesen, aber die Erpressung an der Haustür hätte ihm nicht gefallen. Lange Zeit hat Luther sich gefragt, was man tun muss um Gott zu gefallen. Am Ende hat er in der Bibel gelesen, dass wir Menschen nichts dafür tun können. Die Liebe Gottes ist ein Geschenk an uns Menschen. Martin Luther hat sich mit dieser Erkenntnis gegen den Ablasshandel seiner Zeit gestellt und damit gegen eine Form von Erpressung.

Die Ablasshändler haben die Menschen unter Druck gesetzt und Geld für einen Platz im Himmel gefordert. Luther hat sich dagegen verwehrt. Erpressung ist nie eine gute Ausgangslage, wenn es um Beziehungen geht – weder unter Menschen, noch zwischen Gott und Mensch.

Daher vermute ich, dass er auch mit den Kindergruppen an der Haustür diskutiert hätte. Luther hat am eigenen Leib erfahren, wie lähmend Angst sein kann und das wollte er anderen ersparen. Sein Plädoyer hätte vermutlich dennoch den Kindern gegolten und die Süßigkeiten hätte er verschenkt, aber so, dass die Angst keinen Raum bekommt am Abend dieses 31. Oktobers.

SVZ am 30.10.2018